
Begegnung ist uns wichtig.
Die Grundidee des Schönberger Musiksommers entspringt einer langen kirchenmusikalischen Tradition. Schon im Mittelalter gab es Organisten an der Bischofskirche in Schönberg. Entscheidend für das heutige Musikleben war dann die Erbauung der Winzer-Orgel im Jahre 1847. Mit der sehr umsichtigen Renovierung der St.-Laurentius-Kirche in Schönberg in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Idee eines regelmäßigen Konzertlebens Wirklichkeit, denn seither sind die räumlichen und akustischen Möglichkeiten besonders vielfältig nutzbar. Der freundlich-festliche Raum bietet einem Sinfonieorchester Platz; die Akustik trägt aber auch den Klang einer einzelnen Flöte oder Harfe bis in den letzten Winkel. Das Gebäude besitzt neben der original erhaltenen historischen Winzer-Orgel eine praktikable technische Ausstattung und ist als kulturelles Zentrum im weiten Umkreis von Schönberg angenommen. Angelockt durch die künstlerisch vielseitig geeigneten Möglichkeiten kommen die Künstler gern von nah und fern: Praktisch jeder Erdteil hatte im Schönberger Musiksommer bereits seinen Auftritt.
Dementsprechend bewegt sich das Programm von der traditionellen Kirchenmusik bis zum Jazz. Das Spektrum der Besetzungen reicht von Gitarre solo bis sinfonischen Klangkörpern und Chören. Uraufführungen oder europäische Erstaufführungen bestimmen genauso den Spielplan wie populäre Klassik - und dies mit Erfolg. Der Schönberger Musiksommer gibt auch Gelegenheit zu Experimenten und läßt junge Künstlerinnen und Künstler zum Zuge kommen. Damit wird eine Öffentlichkeit angesprochen, die bislang nicht mit Klassikkonzerten zu erreichen war. Zum Konzept gehören die attraktiven und familienfreundlichen Eintrittspreise.
In dem offenen Klima kommen sich Künstler und Publikum, Gastgeber und Gäste näher als anderswo, es entsteht eine familiäre Atmosphäre.
Als der Ratzeburger Bischof 1324 seinen Wohnsitz in Schönberg nahm, wurde mit der Errichtung des heute noch zu erlebenden Kirchengebäudes begonnen. Eines der wertvollsten Ausstattungsstücke ist aus dieser Zeit erhalten: die kostbare bronzene Tauffünte des Lübecker Meisters Cranemann.
Kaiser Karl IV. besuchte 1375 die Kirche und verlieh seinem Gastgeber Bischof Heinrich Witorp den Titel "Fürstbischof", woran der frühere Name unseres Landes "Fürstentum Ratzeburg" erinnert.
Nach einem Brand Palmsonntag 1601 musste der Bau neu gestaltet werden. Den Anfang machte die große Glocke, und vermutlich zur Vollendung stiftete der Herzog von Braunschweig-Lüneburg 1616 den Altar. Turm und Turmuhr wurden 1831 ihre jetzige Gestalt gegeben. Bei der großen Renovierung der Kirche 1847 wurden die Kanzel und die Westempore mit der Orgel neu errichtet, Südempore, Fenster und die Decke umgestaltet, der Innenraum neu ausgemalt und in den Altar ein von der Strelitzer Herzogin Marie gemaltes Christusbild eingesetzt. 1896 kamen die Bilder der Evangelisten dazu und 1912 das Farbfenster hinter dem Altar. Die Herkunft der alten Kreuzigungsgruppe rechts daneben ist unbekannt.
1983 beschloss der Kirchgemeinderat, die Kirche zu renovieren. Zwischen 1987 und 1991 wurde die Nordwand des Altarraumes in den ursprünglichen Zustand gebracht, die zugemauerte "Priesterpforte" zur Sakristei wieder geöffnet, der Altarraum erhöht und die Fenster erneuert. Die farbliche Innengestaltung orientiert sich am Befund des 17. Jahrhunderts, wobei einige der originalen Kalkmalereien restauriert wurden.
Die Winzer-Orgel von 1847

Die Orgel in der Schönberger St.-Laurentius-Kirche ist mindestens die dritte, wenn nicht bereits die vierte an diesem Ort, denn bereits für das Mittelalter ist ein Organist nachweisbar. Im Jahre 1601 brannte die Kirche, und mit ihr die Orgel. Nach dem Wiederaufbau hat um 1624 ein Instrument Einzug gehalten, über das wir keine näheren Angaben haben. Ab 1845 nahmen die Bemühungen um einen Orgelneubau auf der ebenfalls neu zu errichtenden Westempore an Intensität zu. Bis Weihnachten 1846 sollte das neue Instrument des Wismarer Orgelbaumeisters Friedrich Wilhelm Winzer (1811-1886) vollendet sein. Offenbar waren bis dahin nicht alle Rechnungen bezahlt, so dass die Einweihung erst am 9. Februar 1847 erfolgen konnte. Heute ist die Schönberger Winzer-Orgel die größte noch erhaltene aus der Werkstatt Winzers, der sich um die Durchsetzung der damals fortschrittlichen Prinzipien des Orgelbautheoretikers und Liszt-Freundes Johann Gottlob Töpfer bemühte. Technisch folgt sie mit ihren mechanischen Schleifladen und den großen Keilbälgen der Tradition. Ihr Klang besticht durch Schönheit der Einzelregister, differenzierte Mischungsfähigkeit aller Stimmen und damit großer Farbigkeit und Dynamik.Auf zwei Manuale und Pedal verteilen sich 26 klingende Stimmen mit insgesamt 1379 Pfeifen.
Von Anfang an hat die Winzer-Orgel das Musikleben Schönbergs nachhaltig beeinflußt. Die reiche kirchenmusikalische Tradition und das heutige rege Konzertleben hätte sich ohne sie nie so entwickeln können. Schönberg wußte seine Orgel immer zu schätzen - auch in Zeiten, in denen sie als unmodern oder den falschen Idealen verhaftet galt. Das Schönberger Instrument ist fast original erhalten. Bis zu seinem Tod hielt es sein Erbauer instand. 1894 erfolgte eine Reparatur und Neuintonation durch Grüneberg, Stettin, der 1895 das Register Trompete ersetzte. Kurz darauf fügte Kemper, Lübeck, im Oberwerk die Aeoline ein. Anstelle des originalen Zinnprospektes, der 1917 für Kriegszwecke abgeliefert werden mußte, wurden 1929 Ersatzpfeifen aus Zink eingebaut. Diese wurden bei der Restaurierung endlich durch originalgetreue Zinnpfeifen ersetzt. Zwischen 1982 und 1992 erfolgten größere Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten durch die Firmen Voigt, Bad Liebenwerda und Schuke, Potsdam, deren Erkenntnisse zu dem Entschluß führten, nunmehr die Orgel gründlich zu restaurieren. Die Arbeiten 2006-2008 mit einem Volumen von 330.000 Euro beinhalteten die originalgetreue Instandsetzung des technischen Aufbaus und des Gehäuses, die Ergänzung bzw. Rekonstruktion der fehlenden Teile (Prospektpfeifen, Octave 4' im Pedal) und die Konservierung der Intonation von Grüneberg.
Disposition
HAUPTWERK / MANUAL Principal 8' c–d1 Zinn im Prospekt (neu), ab ds1 Zinn Bordun 16' Holz Fugara 8' Zinn Hohlflöte 8' Holz, C-H Gedackt zusammengeführt Gedackt 8' C-f2 Holz, ab fs3 Metall Flöte 4' Holz Octave 4' Metall Mixtur 3' 4fach Metall C: 2 2/3', 2' c: 4' 2 2/3', 2'c1: 5 1/3', 4', 2 2/3', 2' Scharf 2' 3fach Metall C: 2', 1 1/3', 1' g: 4', 2 2/3', 2' Trompete 8' (1895) Becher Zinn |
OBERWERK / MANUAL II Geigenprincipal 8' C-gs Zinn im Prospekt (neu!), ab a Zinn Salicional 8' C-A mit Geigenprincipal zusammengeführt, ab B Metall Lieblich Gedackt 16' Holz Flaute traverso 8' C-gs mit Gedackt 8' zusammengeführt, ab a Holz gedrechselt Lieblich Gedackt 8' C-H Holz, ab c (neu!) Octave 4' Metall Octave 4' C-f1 Holz, ab fs1 Metall Aeoline 8' (Kemper, Ende 19. Jh.) C-H Zink, ab c Metall |
PEDAL C-d1 Lade seitlich hinter dem Hauptwerk Principalbaß 16' Holz Violon 16' Holz Violoncello 8' C-ds Holz, ab e Metall Lade hinter dem Oberwerk Subbaß 16' Holz Octavenbaß 8' Holz Gedactbaß 8' Holz Octave 4' (neu!) Posaune 16' durchschlagend, Becher Zink, Drittellänge |
SPIELHILFEN Manualkoppel Pedalkoppel Calcanten-Zug Evacuant |
Die Chororgel
Die Chororgel in der St. Laurentius-Kirche wurde 1966 von Jac. van der Linden & Co in den Niederlanden gebaut und 2018 vom Orgelbauer Harm Dieder Kirschner (Weener) im Altarraum aufgestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Subbass dazugebaut, der in das Orgelpodium eingelegt ist und in das Manual transponiert wird.
Die Orgel ist einmanualig und umfasst insgesamt 7 Register und eine Transmission.
Disposition der Chororgel
MANUAL Prestant 8‘ bas (C-h0) Prestant 8‘ disc. Holpijp 8‘ Octaaf 4‘ Roerfluit 4‘ Octaaf 2’bas (C-h0) Octaaf 2’disc. Octaaf 1‘ Bordun 16‘ (C-h0, Transmission aus Subbaß) |
PEDAL Subbaß 16‘ Koppel (I-P) |
Verantwortlich und ehrenamtlich, das sind zwei Dinge, die sich beim Schönberger Musiksommer nicht gegenseitig ausschließen. Neben dem hauptamtlich tätigen Führungsteam stehen viele ehrenamtlich tätige Helfer. Ob Kartenverkauf, Ausstellungsbewachtung, Verkauf der schon berühmten Laurentiustaler und Wein, Plakatverteilung, Mitsingen im Kirchenchor oder Aufräumen nach dem Konzert - hilfreiche Hände und Geister gehören zum Erfolgsrezept des Schönberger Musiksommers wie die herausragende Musik und die beeindruckenden Kunstausstellungen.
Kirchenmusikdirektor Christoph D. Minke (Intendant)

Christoph D. Minke (KMD) ist Kirchenmusiker der St. Laurentius-KIrche in Schönberg und verantwortlich für die künstlerische Leitung. Neben der Programmgestaltung fließt aus seiner Feder manch nachdenkenswerte Progammbeschreibung.
Christoph D. Minke wurde 1965 in Nauen bei Berlin geboren und begann im Alter von fünf Jahren mit Klavierunterricht. Ab 1974 bildete er sich autodidaktisch weiter und erlernte das Orgelspiel. Bereits als 12-jähriger nahm er regelmäßig den Organistendienst in seiner Heimatgemeinde wahr. Von 1982-1987 studierte Christoph D. Minke Kirchenmusik in Greifswald u.a. bei Manfred Schlenker und Annelise Pflugbeil.
1988 folgte er einem Ruf des damaligen Gewandhauschordirektors und Thomaskantors a. D. Prof. Georg Christoph Biller nach Leipzig, wo er bis Ende 1990 als sein Assistent wirkte. Währenddessen studierte er in Weimar an der Musikhochschule bei Prof. Gunter Kahlert Orchesterdirigieren. Seit 1990 ist Christoph D. Minke Kirchenmusiker in Schönberg/Mecklenburg, wo er neben seinen Aufgaben als Organist und Chorleiter den Schönberger Musiksommer betreut. 1997 wurde er mit dem Kulturpreis des Landkreises Nordwestmecklenburg ausgezeichnet. 2015 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt.
Foto: Heiko Preller
Karsten Lessing (Organisatorische Leitung)

Karsten Lessing, Jahrgang 1974, ist verantwortlich für die Organisation des Schönberger Musiksommers. Er ist bereits seit 1995 als Kulturmanager tätig. 1997 gründete er die Agentur Karsten Lessing Konzertmanagement.
Bis 2017 arbeitete Herr Lessing für die SOS-Kinderdörfer weltweit in Kultur- und Stiftungsprojekten. Von 2000 bis 2005 war er als Leiter der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Marketing am Theater Vorpommern in Greifswald und Stralsund beschäftigt. Karsten Lessing studierte von 1996-1999 Musik-, Medien- und Literaturwissenschaft an der Universität-Gesamthochschule Paderborn und dessen Musikwissenschaftlichen Seminar in Detmold.
Seit Anfang 2005 hat er das Konzertmanagement des Schönberger Musiksommers inne und ist seit 2006 Geschäftsführer des Stiftungsfonds Schönberger Musiksommer.
Foto: Heiko Preller
Kirchenchor St. Laurentius - Mehr als die Summe seiner Stimmen

Der Kirchenchor St. Laurentius Schönberg probt wöchentlich mit großem Elan und ist dadurch zu einem leistungsfähigen Vokalensemble geworden, das viele Sängerinnen und Sänger aller Altersklassen aus Schönberg und Umgebung vereint. Der seit 1990 von Kirchenmusiker Christoph D. Minke geleitete Chor nimmt die Tradition der verschiedenen städtischen Singgemeinschaften der letzten zwei Jahrhunderte auf und widmet sich neben den liturgischen Aufgaben in der St.-Laurentius-Kirche sowohl a-cappella-Literatur als auch chorsinfonischen Werken. Zum Repertoire gehören die Bach-Passionen, das Weihnachtsoratorium, Kantaten und Magnificat, aber auch Psalmen Mendelssohns oder Werke der Neuzeit.
Im Jahre 1994 wurde der Chor, der regelmäßig musikalisch wie organisatorisch in den Schönberger Musiksommer eingebunden ist, mit dem Kulturpreis des Landkreises Nordwestmecklenburg ausgezeichnet. Bei den Programmgestaltungen wird besondere Sorgfalt darauf verwendet, dass die einzelnen Stücke in Beziehung treten. Somit fügen sich die einzelnen Bestandteile zu einem Organismus wie auch die individuellen Mitglieder zu einem harmonischen Ganzen: Ein Chor ist mehr als die Summe seiner Stimmen. Wenn sich die Begeisterung am Singen auch auf die Zuhörerinnen und Zuhörer überträgt, gehört dies zu den schönsten Erlebnissen und Erfolgen des Chores.
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